Der Turnbezirk
Der Turnbezirk Niederbayern
Allgemein
Der Turnbezirk Niederbayern mit der Bezirksvorsitzenden Angela Saller an der Spitze, betreut z.Zt. 308 Vereine mit über 64.000 Mitgliedern in Niederbayern im TURNEN mit Gymastik und ist damit der zweitgröße Fachverband. Dies geschieht in Zusammenarbit mit den drei niederbayerischen Turngauen Donau-Wald, Landshut und Unterdonau.
Im Turnbezirk Niederbayern gibt es ein sehr vielschichtiges Angebot für Vereine, Übungsleiter und Mitglieder in den turnerischen Fachgebieten Gerätturnen männlich und weiblich, Trampolinturnen, Rhönradturnen, Orientierungslauf, Turnerische Mehrkämpfe und Turnerjugendwettkämpfe.
Die Fachbereiche werden zusätzlich auch von den drei Turngauen abgedeckt und ergänzt. In den Turngauen finden wir überwiegend die Fachgebiete Gerätturnen männlich und weiblich, Gymnastik und Tanz, Kinderturnen, Jugend und junge Erwachsen ("U27"), Sport für Ältere, Fitness und Aerobic, Wandern und Natursport, Gesundheits-/Präventionssport.
Neben dem umfangreichen Fortbildungsprogramm bei den Lehrgängen und den Wettkämpfen gibt es jährlich ein besonderes Higlight mit der zentralen Bezirks-Aktionsbörse Breitensport, einer weit gefächerten Fortbildungsveranstaltung mit Lizenzverlängerung. Darüber hinaus findet alle zwei Jahre eine Übungsleiter-Ausbildung im Turnbezirk Niederbayern statt und in zeitlich größerem Abstand auch Bezirksturnfeste.
Der Turngau Donau-Wald umfasst die drei Landkreise Deggendorf, Regen und Straubing-Bogen und die kreisfreie Stadt Straubing mit 69 Vereinen und rund 14.000 Mitgliedern im TURNEN und Gymnastik.
Zum Turngau Landshut gehören die drei Landkreise Dingolfing-Landau, Kelheim und Landshut und die kreisfreie Stadt Landshut mit 110 Vereinen und über 30.000 Mitgliedern im TURNEN mit Gymnastik.
Der Turngau Unterdonau umfasst ebenfalls drei Landkreise, nämlich Freyung-Grafenau, Passau und Rottal-Inn und die kreisfreie Stadt Passau mit 131 Vereinen und über 19.000 Mitgliedern im TURNEN mit Gymnastik.
Chronik
Gründung des Niederbayerischen „Gauverbandes“ (Turnbezirkes) am 30. Juli 1876 in Deggendorf
Betrachtet man die Entwicklung des Vereinsturnens in Niederbayern, so muss man auch auf die Zeit vor der Entstehung der ersten Turnvereine in diesem Raum eingehen.
Anders als in den meisten Deutschen Kleinstaaten nach dem „Wiener Kongress“ Anfang und Mitte des 19. Jahrhunderts, wo das von Friedrich Ludwig Jahn geprägte Turnen stark politisch motiviert war und oft im Widerstreit mit der Obrigkeit stand, verlief die Turngeschichte in Bayern wesentlich ruhiger.
In Bayern waren die Könige Ludwig I. und Max II. Freunde und Förderer des Turnens, die dessen Wert für die Erziehung und Entwicklung der Jugend durchaus erkannt hatten. Die „Gymnastischen Übungen“ flossen vorerst jedoch ausschließlich in die schulische Bildung ein und der Name Dr. Hans Ferdinand Maßmann ist hiermit untrennbar verbunden.
Während der Freiheitsbestrebungen der 48er Revolution gab es auch in unserem Lande und hier vor allem im nordbayerischen Raum bescheidene Bestrebungen, das in außerbayerischen Staaten entstandene Vereinsturnen einzuführen. Aber erst als sich die politische Lage gegen Ende der 1850er Jahre wieder beruhigt hatte, kam es in Altbayern zu umfangreicheren Vereinsgründungen, wie z. B. des „Münchner Turnverein“, heute TSV 1860 München.
In Niederbayern wurde der erste Turnverein ebenfalls im Jahre 1860 in Pfarrkirchen ins Leben gerufen. Es folgten 1861 die Turnvereine Landshut, Straubing und Deggendorf, 1862 Passau, Geiselhöring, Mainburg, Landau, Aidenbach und Plattling sowie 1864 Simbach am Inn. Für eine Reihe von Jahren trat dann ein Stillstand in der Gründung neuer Vereine ein, bis mit 1870/71 durch die Wiedererstehung des Deutschen Reiches neue Begeisterung für die Turnsache geweckt wurde und sich den bisherigen Vereinen neu entstandene, schnell empor blühende Vereine angliederten.
Auf dem 11. Bayerischen Turntag in Regensburg im Herbst 1875 wurde die Bildung von Vereinigungen auf Bezirksebene angeregt, was in Niederbayern beim ersten Bezirksverbandsfest niederbayerischer Turnvereine in Deggendorf im Jahre 1876 in die Tat umgesetzt worden ist.
Hierzu schreibt die Passauer Zeitung vom Mittwoch, 2. August 1876 (auszugsweise):
„Von der Donau. Das erste Bezirksverbandfest niederbayerischer Turnvereine in Deggendorf nahm am Sonntag, den 30. Juli, begünstigt von einer herrlichen Witterung, den besten Verlauf. Die auswärtigen Vereine sammelten sich früh 7 Uhr in Plattling und fuhren gemeinsam nach Deggendorf, woselbst sie vom dortigen Turnvereine am Bahnhofe unter Musikbegleitung auf’s Herzlichste empfangen wurden. Rasch war der Zug mit wehenden Fahnen gebildet und nun gings unter klingendem Spiel in die Stadt, welche ihr Festkleid angezogen hatte, um die niederbayerischen Turner zu empfangen. Frisch zur That versammelten sich sofort halb 9 Uhr die Delegirten der niederbayerischen Turnvereine um zunächst den wichtigsten Gegenstand des Turntages die Gründung eines niederbayerischen Gauverbandes zu erledigen. Für die Vereine Deggendorf, Passau, Simbach a. I., Vilshofen, Straubing, Mainburg, Landshut waren 15 Delegirte erschienen, welche nach eingehender Berathung den niederbayerischen Gauverband beschlossen und der neuen Schöpfung die Normalgauordnung für den bayerischen Turnerbund vom 17. April 1876 einstimmig als Gesetz gaben. Hiermit war der wichtigste Zweck der Zusammenkunft erreicht und nun wurden in einer weiteren Versammlung der Vorturner und Turnwarte nach Wahl des Preisgerichtes turnerische Interessen besprochen.“
Viele weitere Vereinsgründungen in den Folgejahren und damit steigende organisatorische Aufgaben veranlassten den TV Passau, eine Dreiteilung des Turnbereiches Niederbayern zu beantragen. Am 1. Oktober 1893 beschloss die letzte Versammlung des Niederbayerischen Turn(gau)bezirkes die Bildung von drei niederbayerischen Turngauen, und zwar: Landshuter Turngau - Donau-Wald-Turngau - Unterer Donau-Turngau.
Zwei verheerende Weltkriege und vor allem das „Dritte Reich“ brachten auch für das Turnen und dessen Organisationsformen viel Unheil. Der durch die Naziherrschaft in Misskredit geratene Ausdruck „Gau“ war nach dem 2. Weltkrieg verpönt und die Turngaue wurden deshalb in Turnbezirke und die Bezirke in Turnkreise umbenannt. Erst Ende der 50er Jahre des vorigen Jahrhunderts führte der Bayerische Turnverband die alten Bezeichnungen Turngau und Turnbezirk wieder ein.
Aktuell umfasst der Turnbezirk Niederbayern in 308 Vereinen und Abteilungen mehr als 64.000 Mitglieder und ist damit nach Fußball die zweitgrößte Sportsparte. Auch ist er mit etwa 38 % Kindern und Jugendlichen einer der großen Nachwuchsbereiche für Turnen und Sport.
Das Turnen als Körper-Geist-Doktrin Jahns mit vormilitärisch-vaterländischer Zielsetzung war einem steten Wandel unterworfen, wurde laufend in vielem seines Gedankengutes verändert und vor allem in den letzten 60 Jahren durch permanente Anpassungen an neuzeitliche Turn- und Sportströmungen geprägt, ohne jedoch seine Grundideen zu verlieren.
Aktuell ist Turnen vielseitige freudvolle körperliche Betätigung unter Einbeziehung positiver menschlicher Bedürfnisse als Leistungssport mit Wettkampfcharakter, überwiegend jedoch ohne Leistungsvergleich als Breiten-, Freizeit- und Gesundheitssport.
Unter dieser Prämisse sind die in Niederbayern betriebenen turnerischen Fachbereiche AEROBIC, GERÄTTURNEN, GYMNASTIK UND TANZ, JUGENDTURNEN, KINDERTURNEN, ORIENTIERUNGSLAUF, RHÖNRADTURNEN, ROPE SKIPPING, SENIORENTURNEN, TEAMGYM, TRAMPOLINTURNEN, TURNERISCHE MEHRKÄMPFE UND WANDERN zu sehen.
Im Wettkampfbereich sind die niederbayerischen Turnsportler vor allem im Orientierungslauf (Bayerische, Deutsche und Weltmeister), Rhönradturnen (Bayerische Meister und Bundessieger), Rope Skipping (Bayerische Meister), TeamGym (Bayerische und Deutsche Meister), Trampolinturnen (Bayerische Meister), Gerätturnen weiblich (Bayerische Meister) und in den Turnerischen Mehrkämpfen (Bayerische und Deutsche Meister) erfolgreich.
Turnen ist somit nicht nur ein sportlicher Fachverband im üblichen Sinne, sondern: TURNEN IST MEHR.
Günter Braun
Ehrenvorsitzender des Turnbezirkes Niederbayern