Tag des Kinderturnens beim TSV Grünwald
Hallo Herr Dlugi, schön dass sie kurz Zeit haben. Als Geschäftsführer vom TSV Grünwald haben sie von den ersten Gesprächen bis jetzt zum „Tag des Kinderturnens“ in ihrem Verein alles mitbekommen. Wir gehen heute den Fragen nach, wie man überhaupt dazu kommt, diesen Tag auszurichten, was den Verein erwartet und was es einem Verein bringt, ein Teil davon zu sein.
Ihr Verein ist ein Multisportverein und in verschiedensten Sportarten vertreten. Welche Angebote haben sie für die Kleinsten?
Wir haben aktuell 35 Sportarten im Verein. Das Turnen spielt dabei eine zentrale Rolle, das auch be-sonders gefördert wird. Es ist quasi die Eingangstür in unseren Verein. Die Kleinsten können mit einem halben Jahr bis eineinhalb Jahren bei den „Windelflitzern“ starten, danach geht es weiter zum Eltern-Kind-Turnen und ab vier bis sechs Jahren geht es über zum Kinderturnen. Ab dann suchen sich viele auch andere Sportarten, wie zum Beispiel Fußball. Dort haben wir eine der größten Jugendabteilungen in ganz Südbayern mit 35 Mannschaften. Aber auch Parkour, Baseball, Hockey und Golf sind Sportarten, die wir anbieten. Dank der Kooperation mit Oberhaching findet man bei uns auch ein breites Wintersportangebot. Dabei geht unser Fokus insgesamt immer mehr in die Richtung Zusammenarbeit mit anderen Vereinen. Das ist eine gute Lösung, um das Angebot aufgrund der großen Nachfrage zu erweitern. Allerdings ist das auch in Bezug auf die fehlenden Übungsleiter*innen notwendig. Wenn wir gute Übungsleiter*innen gewinnen wollen, dann müssen wir ihnen auch mindestens 15 oder 20 Stunden anbieten können.
Zurück zum Turnen. Alle Mädchen und Jungs, die beim Turnen bleiben, werden ab dem Alter von sechs Jahren aufgeteilt. Das Jungsturnen ist bei uns relativ klein und reiner Breitensport. Anders ist es beim Mädchenturnen. Mit drei Mal die Woche Training und der aktiven Teilnahme an Wettkämpfen ist das schon ambitionierter.
Was liegt ihnen bei der Arbeit mit den Kindern in ihrem Verein am Herzen?
Ich glaube jedem Verein liegt die Arbeit mit Kindern am Herzen. Es ist dabei aber die Frage, wie man als Verein aufgestellt ist und welche Möglichkeiten man hat. Wir haben hier in Grünwald hervorragende Bedingungen. Von unseren 5.000 Mitgliedern im Verein sind fast 60% Kinder, also unter 18-Jährige. Andere Münchner Großvereine sind froh, wenn sie beim Anteil der Kinder auf 35% kommen. Das ist bei uns wirklich etwas Besonderes und liegt natürlich unter anderem auch daran, dass bei uns viele Familien wohnen und dadurch ist der Kinderanteil natürlich auch relativ hoch. Das freut uns. Deshalb ist unser Fokus als Verein auch stark auf die Jugendarbeit gerichtet, auf dem Breitensport im Wesentlichen aber punktuell, wie zum Beispiel beim Fechten, auch ambitionierter. Das wird in Zukunft auch etwas ausgebaut.
Aber auch der Fokus auf Senioren ist groß, da hier auch einige wohnen und mit Begeisterung bei uns dabei sind. Wir sind quasi Dienstleister für die Bürger Grünwalds in Bezug auf Gesundheit, Spaß am Sport und auch an der Gemeinschaft. Und das ist glaub ich auch das, was den Verein ausmacht, dass wir die Gemeinschaft in der Gemeinde und der Region stärken wollen. In dem Zusammenhang auch das Verständnis füreinander, andere Lebensformen und Personen aus anderen Kulturkreisen so zu akzeptieren, wie sie sind, aber auch darauf hinzuweisen, dass wir gewisse Regeln haben. So wurden jetzt zum Beispiel aufgrund des Ukraine-Konflikts, viele Ukrainer*innen in Grünwald aufgenommen, die wir sehr gut in den Verein integriert haben und die mit voller Begeisterung dabei sind. Das sind einfach Werte, die wir unseren Kindern schon von klein auf mit auf den Weg geben.
Was hat Sie und den Verein motiviert, den „Tag des Kinderturnens“ auszuführen?
Wir waren bis dato noch kein Teil vom „Tag des Kinderturnens“. Dieses Jahr erreichte uns dazu aber eine Anfrage vom Bayerischen Turnverband und vom DTB. Wir dachten, es ist eine großartige Möglichkeit unser zentrales Angebot, das uns als Verein auch wichtig ist, nochmal besonders zu präsentieren. Die Bewegung von Kindern und gerade das Turnen sind Themen, die immer wieder in die Öffentlichkeit hinausgetragen werden müssen. Gerade, weil in der Schule die Bewegung aufgrund von fehlenden Sportstunden oftmals zu kurz kommt. Der „Tag des Kinderturnens“ ist eine gute Chance, auf den natürlichen Bewegungsdrang unserer Kinder aufmerksam zu machen.
Hat diese Veranstaltung einen Mehrwert für den Verein?
Ja, sie hat einen Mehrwert auch für uns als Verein, sonst hätten wir es glaube ich auch nicht gemacht. Natürlich ist mit der Durchführung auch ein entsprechender Aufwand verbunden. Wobei man sagen muss, dass es durch die Zusammenarbeit mit den Verbänden und einer dazwischengeschalteten Agentur, die viel organisiert, für jeden Verein eine große Hilfe. Durch den großen Sponsor dahinter ist zudem auch alles finanziert.
Unser Ziel ist nicht, neue Mitglieder zu gewinnen. Der Mehrwert liegt eher darin, unseren bestehenden Mitgliedern eine großartige Veranstaltung zu bieten und nochmal in anderer Form zu zeigen, wie schön, aber auch wichtig Kinderturnen ist.
Die Zusammenarbeit dafür lief sehr gut, da können wir uns nicht beschweren. Natürlich kann in Bezug auf zukünftige „Tage des Kinderturnens“ und die Zusammenarbeit mit weiteren Vereinen, darüber nachgedacht werden, den Vereinen auch kleine finanzielle Anreize zu bieten. Beispielsweise könnte ein gewisser Betrag in die Vereins- oder Abteilungskasse fließen, damit weitere Aktionen oder eine Anschaffung damit bezahlt werden könnten. Dann wäre die Motivation vielleicht noch höher, auch Ausrichter von so einem Tag zu werden und Vereine, die finanziell und hallentechnisch abhängig wären, hätten trotzdem die Möglichkeit auch ein Teil zu werden. Für die Verbände steigt dadurch zudem auch das Angebot an möglichen Vereinen.
Wie lief der Tag aus ihrer Sicht, wie war die Rückmeldung von Kindern/Eltern?
Bisher lief es ziemlich gut. Dadurch, dass für die Teilnahme kein Eintritt eingefordert wurde, ist die Planung, wie viele am Ende kommen, immer etwas schwierig. Wir können aber sagen, dass die Hälfte derjenigen, die sich angemeldet hatten auch kam. Das hat die Agentur auch gut prognostiziert und unsere Hallen waren somit gut gefüllt. Wären alle gekommen, die sich angemeldet hatten, dann wären die beiden Hallen vermutlich kollabiert. Das war auf jeden Fall genau richtig so.
Warum würden sie anderen Vereinen die Teilnahme am „Tag des Kinderturnen“ auf jeden Fall wei-terempfehlen?
Die Teilnahme oder Ausrichtung des „Tag des Kinderturnens“ würde ich anderen Vereinen mit einer großen Turnabteilung sehr empfehlen. Man kann auf ganz andere Weise den Eltern und allen Mitgliedern des Vereins die Abteilung präsentieren. Auch das Turn-Team Deutschland vor Ort zu haben, ist etwas ganz Besonderes. Die Kinder können zusammen mit den Top-Athleten turnen und das ist was super Großartiges. Noch dazu ist es eine riesige Motivation, zu sehen was man alles erreichen kann und wie gut man in einer Sportart werden kann.